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Ronja Regele – Eine junge Reiterin, die mutig ihr Handicap überwand

Begonnen und begeistert von Pferden wurde Ronja Regele aus Lauterbach, heute 19 Jahre alt, schon mit 3 Jahren. Mit 11 hat sie ihr erstes Pferdchen, einen Isländer „Maxi“ bekommen und begann Reitunterricht zu nehmen. Regelmäßig trainierten die beiden in Dressur und Springen. Schon bald zeigten sich Erfolge und die sehr junge Reiterin hatte große Pläne. Als ihr Isländer-Pony 2013 in Rente ging verliebte sie sich 2014 in eine Friesenstute. Dass dieses Tier blind war, störte Ronja nicht und man konnte es diesem charakterlich tollen Tier auch nicht anmerken, weder im Umgang noch beim Reiten. Die beiden waren ein eingespieltes Team. Nur durch großes Vertrauen zur Reiterin und deren einfühlsame Reitweise bewegt ein Pferd sich darauf einzulassen. Beide genossen die Dressureinheiten und ja man kann sagen, beide waren glücklich. Bis auf A-Niveau bildete Ronja die Friesenstute „Thalija“ aus. Heute genießt die ältere Pferdedame ihre Ruhe und wird nur noch ausgeritten.

 

Ronja war und ist eine ehrgeizige, sportliche und fleißige junge Frau, die sich schon als Schülerin auch dem „Show-Tanz/Pop“ verschrieb, bis es im Juli 2016 zu einem tragischen schweren Autounfall auf einer Landstraße kam. Schwer verletzt kam die Schülerin ins Krankenhaus. Ein „Inkompletter Querschnitt mit Fußheberparese“ war die Folge. Bei diesem Querschnitt ist ein Teil des Rückenmarks geschädigt. Die traumatische Verletzung neuronaler Strukturen innerhalb des Wirbelkanals führt zu Lähmungen mit teilweisem oder komplettem Verlust von körperlichen Funktionen, wie der Motorik und Empfindungen. Und wäre es nicht schon genug, bewirkt eine „Fußheberschwäche“, dass das Gehirn die Nervenimpulse, die das Anheben des Fußes steuern, nicht mehr korrekt an die „Fußhebermuskulatur“ weiterleiten kann. Mehrfacher Wirbelbruch, Bandscheiben, Spinalkanal, Beckenschaden, Leberriss, Speiche Hand Verletzung, alles in allem eine Katastrophe für einen jungen Menschen. 6 Wochen lag sie im Krankenhaus. Es folgte ein Jahr Reha. Lange war nicht klar, ob sie jemals wieder laufen kann und ob ein normales Leben möglich sein wird. Großer Wille zur Gesundheit und der Ehrgeiz der sportlichen jungen Frau half ihr über die schlimmste Zeit.

Ronja war und ist eine Kämpferin! Ihren Schulabschluss vollzog sie dann im Jahre 2017. Ihre vorher geplante Ausbildung zur Bürokauffrau ging wegen des Unfalls nicht mehr. Sie besuchte deshalb die „Private Wirtschaftsschule“ und wird demnächst eine Ausbildung zur Grafik Designerin beginnen. Ihre Familie war ihre Stütze und ihr Hund „Feely“ halfen ihr durch diese schwere Zeit. Die große Liebe zu Pferden gab ihr Kraft, Hoffnung und machte ihr Mut, ihr schweres Schicksal zu meistern. Die große Liebe zu Pferden und zum Reitsport schlummerte in der Tiefe ihrer Seele weiter und kam auch bald wieder zum Vorschein. Sie startete trotz gesundheitlicher Folge-Einschränkungen mit ihrem 2017 gekauften 8jährigen „Polnischen Warmblut Barados“ und schaffte es mit ihm wieder in den Springreitsport.

Ihr Wunsch und der Einstieg in die „Parawelt“ war geboren und gelang Anfang 2020 mit „Raschees Rubinchen“, eine 13jährige Oldenburger Stute. „Para-Equestrian“ ist Reiten als Sport für Menschen mit Behinderung, eine ideale Sportart, die auch zusammen mit Nichtbehinderten ausgeübt werden kann.

Bei ihrem großen Interesse an FN-Turnieren, deren Vertreter der „IG-Springreiter für Menschen mit Handicap e.V“ vertritt und deren Motto es ist: „Wir selbst müssen die Veränderung werden, die wir geschehen sehen wollen“, gab ihr Christian Feigl vom Bayerischen Reitverband München Schützenhilfe. Damit der Sportler mit Behinderung auch an Vergleichswettkämpfen teilnehmen kann, ist eine Sportuntersuchung notwendig. Nach einigen gesundheitlichen Zulassungskontrollen erhielt Ronja den vorgeschriebenen „Sport-Gesundheitspass“. Die Dokumentation der Befunde, Diagnosen und Medikamenteneinnahme erleichtert den Turnierärzten die Betreuung der Sportler und vermeidet unnötige Rückfragen in Zweifelsfällen einer Wettkampfklassen-Einstufung. Als Sportler mit Behinderung, der besondere, so genannte kompensatorische Hilfsmittel benötigt, die seine Behinderung ausgleichen, benötigt man diesen Sportgesundheitspass.

Inzwischen hat sie einige Turniere im Springen in den unteren Klassen absolviert und war mit ihrem Pferd Roschee’s Rubinchen“ auch gleich überall platziert. Weiterzumachen war keine Frage für Ronja. Sie nimmt aktiv nun regelmäßig an normalen Springtrainings teil. Beim „Verein IG-Springreiter“ hat sie an einer Sichtung durch einen Bundestrainer über Video teilgenommen mit dem Ergebnis, dass sie das Championat in Köln reiten durfte. Im Juli 2020 fand dann in Köln das Handicap-Championat statt, in dem sie den 2. Platz/Grad 2 erzielte. Leider konnte die Sichtung für den Eintritt in den Kader wegen Corona nicht stattfinden. Dies wird aber bestimmt zu einem späteren Zeitpunkt möglich sein.

Ein bemerkenswerter Werdegang der jungen zielstrebigen Reiterin. Es bedarf des Respekts, der Aufmerksamkeit und Empathie mit Herz und Seele. Im Handicap-Reitsport ist Ronja aufgrund der körperlichen Einstufung bis zur Klasse E aktuell zugelassen. Man muß wissen, dass „Handiyap-Parcoure“ sehr anspruchsvoll aber nicht zu hoch sind. Am normalen Turnier-Springreitsport darf sie regional bis zur Klasse S-Springen teilnehmen. Für die Zukunft wünscht sie sich aber erst mal an Springprüfungen der Klasse A*/A** teilzunehmen. Sie möchte trotzdem den Spaß nicht zu kurz kommen lassen und das in bester Gesundheit für sich selbst und ihr Pferd.

Eines wäre ihr großer Wunsch und Anliegen, dass der „Para-Reitsport“ bekannter würde und dass mehr betroffene pferdesportbegeisterte Menschen den Mut haben einzusteigen.

Der Reitverein Thierhaupten hat sich neben seinen aktiven sportlichen Aktivitäten auch dem Inklusionssport verschrieben und möchte im Jahr 2021 etwas derartiges in seinen Veranstaltungen für Handicap-Reiter anbieten. Ronja wird sicher dabei sein!

Bilder von Ronja Regele

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