Chantelle Bremer beweist im Umgang mit ihren Pferden viel Feingefühl und Einfühlungsvermögen
Ein Herz und eine Seele sind Chantelle Bremer und ihr Wallach Quadro.
Foto: Marcus Merk
Zärtlich tätschelt Chantelle Bremer Quadro den Hals. Der schwarz-braune Wallach mit dem weißen Fleck auf der Stirn revanchiert sich mit einem Nasenstüber. Die Vertrautheit zwischen Reiterin und Pferd ist deutlich sichtbar. Mit vier Jahren saß die heute 22-jährige Amazone zum ersten Mal auf einem Pferd. Mit fünf Jahren ritt sie regelmäßig auf dem Pony „Adriano“ ihrer Schwester, bis dieses in ihren Besitz überging. Sie hatte großen Spaß am Reiten und verfolgte ihre Freundinnen immer öfter mit ihren Ponys auf Turnieren. Bald wurde Sie selbst neugierig auf den Turniersport, erhielt mit 12 Jahren ihr erstes Großpferd „Cerasus Cetana“ und erreichte mit dieser Stute bereits ihre ersten größeren Erfolge im Turniersport. Von da ab kam ihr schlummerndes Reitsporttalent zum Vorschein und ihr reiterlicher Weg nahm seinen Lauf.
Ihre Eltern haben das sehr unterstützt, zumal auch Mama und Schwester reiten. Vor fünf Jahren fand sie ihren Partner „Quadro BS“, mit dem sie erste Erfahrungen in der schweren Klasse sammeln konnte. Von da ab ging es bergauf. Drei Mal hintereinander erreichte sie den Schwäbischen Meistertitel. Der jetzt elfjährige Wallach hat 2015 im internationalen S-Springen gewonnen. Mit ihrer zwölfjährigen Schimmelstute „Cadela“ ist Chantelle Bremer ebenfalls erfolgreich bis S* und S** international unterwegs. Ihren jungen, fünfjährigen Fuchswallach „Clueso“ hat sie selbst ausgebildet. Auch mit ihrem Nachwuchspferd „Quik-Star“ geht sie auf Erfolgskurs.
Chantelle Bremer geht einfühlsam mit ihren Pferden um. Sie weiß, wie weit sie in der Ausbildung gehen kann und was das Pferd in den Trainings leisten kann. „Überforderung macht keinen Sinn“, sagt sie. „Jedes Pferd hat seine eigene individuelle Persönlichkeit und benötigt demnach seine eigene Zeit und Einfühlung im Training. Nur mit dieser Einstellung kann man das Tier sinnvoll fördern, auch ihm Erfolgserlebnisse und Spaß bereiten und seine Fähigkeiten und Leistungsbereitschaft zutage bringen.“ Aus diesem Grunde legt sie auch sehr viel Wert auf ihre eigene reiterliche regelmäßige Weiterbildung. Zweimal die Woche trainiert sie neben ihrer sonstigen Trainingsarbeit mit ihrem Trainer ihre vier Pferde, sowohl in Dressur als auch im Springen. Dressur bringt gerade bei jungen Pferden Ordnung und Ruhe in die Reitweise und hilft dadurch auch maßgeblich beim Springen zum Erfolg. Die Rittigkeit der Pferde wird gefördert, je nach Gefühl, was diese gerade benötigen, wie es ihnen geht, werden sie geritten. Einen Tag in der Woche haben sie Pause und können einfach nur abhängen.
Mittlerweile kann Chantelle Bremer viele Siege und Platzierungen, national sowie international, bis hin zur Klasse S zu ihren Erfolgen zählen. Dass eine Reiterin zu solchen Erfolgen kommen konnte, liegt bei Chantelle Bremer klar auf der Hand. Reiten ist ihre Leidenschaft, und das betreibt sie all die Jahre, regelmäßig, fleißig, ausdauernd, kraftvoll, zielstrebig und mit Herz und Verstand. Aber nicht nur das führte sie bis an die Spitze, sondern – und das scheint ihr gar nicht so bewusst zu sein – ihr Feingefühl und Sensibilität für ihre Pferde. Neben ihrem Studium „Sportmanagement“ an der Uni hat sie täglich vier Pferde nicht nur reiterlich zu bedienen. Sie ist gut organisiert und lässt nichts zu kurz kommen. Familie und Freunde sind ihr wichtig, und auch für ihre Hobbys wie Zeichnen, Computer und Snowboarden im Winter, möchte sie immer wieder mal Zeit finden.
Was ganz besonders bei Chantelle Bremer auffällt, ist ihre ruhige und harmonische Art, wie sie mit den Pferden umgeht und trainiert. Egal wo sie trainiert, im Dressurviereck oder im Springparcour. Mit Empathie und Verstand, ruhig und planmäßig, fordert sie nur das von ihren Pferden, was sie im jeweiligen Moment zu leisten in der Lage sind. Es ist eine Freude, eine Einheit zu sehen, zuzusehen, wie sich die Pferde auf ihre Reiterin konzentrieren und wie sie vertrauensvoll bemüht sind, alles richtig zu machen. Reiten mit Empathie, dies kann also auch im höchsten Springsport zu größten Erfolgen führen.
Auch Hildegard Steiner, die Erste Vorsitzende und Leiterin des Ponyprojekts des Reitverein Thierhaupten/Ötz, vertritt mit Jugendwartin Anni Gross seit fast neun Jahren eine besondere Einstellung zum Reitunterricht, in der Kinder ab drei Jahren auf Ponys ausgebildet werden. Die Jugendarbeit ist dem Verein sehr wichtig. Aber nicht schnelles oberflächliches Vorwärtskommen im Reitsport ist angesagt, sondern Respekt und tiefes Verständnis für Ponys und Pferde wird gelehrt. „Das warme, befriedigende Gefühl für Tier und Natur, das die Kinder bereits mitbringen, soll gestärkt werden, gefühlsmäßig enge Bande zu den Pferden knüpfen und auch die Persönlichkeit der Kinder stärken.“ Fast mystisch seien Ponys und Pferde mit einem geschickten, gefühlvollen Betreuer in der Lage, hier einzuwirken.
Ganz zweifelsohne kann dies je nach reiterlicher Begabung von Erfolg gekrönt sein, und so können Steiner und Gross eine faszinierende Parallelität zu Chantelle Bremer feststellen, die als Mitglied beim Reitverein Thierhaupten/Ötz ein bewundernswertes Vorbild für die vielen Kinder und Jugendlichen ist. „Sie zeigt, dass man mit einer feinfühligen Reitweise, mit Fleiß, Ausdauer und Verstand bis ganz nach oben kommen kann und sich ganz bestimmt sehr lange auch dort oben als Sieger behaupten wird.“ In zirka einem Jahr ist Chantelle Bremer mit ihrem Studium fertig. Kein Wunder, dass sie sich auch beruflich eine reit- und pferdeorientierte Zukunft wünscht.